Einsatzstrategien bei Unfällen mit alternativen Antriebstechnologien vorgestellt.

Seminar des Kreisfeuerwehrverbandes Vogtland (KFV) erfährt großes Interesse bei vogtländischen Feuerwehren

 

Reichenbach / Vogtlandkreis – „Wie gefährlich sind eigentlich Unfälle unter Beteiligung von E-Fahrzeugen?“ Diese Frage stellten sich die 46 Teilnehmer (darunter auch Vertreter der Polizei und des Technischen Hilfswerks) des Seminars des KFV Vogtland sicher nicht erst seit Samstag. Seit 2016 steigen die zulassungszahlen derartiger Fahrzeuge nicht nur im Vogtlandkreis sondern Deutschlandweit. Natürlich kommt es folglich auch immer wieder zu Unfällen mit Beteiligung entsprechender Fahrzeuge was die Feuerwehren vor neue Herausforderungen stellt.

 

Damit die Einsatzkräfte der vogtländischen Feuerwehren solchen Einsatzsituationen nicht unvorbereitet gegenüberstehen plante das Referat Aus- und Fortbildung des KFV bereits 2020 ein Seminar zum Themengebiet, welches pandemiebedingt leider erst jetzt in Präsenz durchgeführt werden konnte.

 

Andreas Schubert, Verbandsvorsitzender verweis in seiner Begrüßung auf die Wichtigkeit sich mit diesem Thema zu befassen, stellte es die Feuerwehren doch erneut vor Herausforderungen insbesondere bei der Thematik Gefahrenabwehr und Umweltschutz. „Der Tag heute hat den Vorteil, dass viele Professionen und „Gewerke“ anwesend die im Falle eines Einsatzes zusammenarbeiten müssen, darunter Vertreter des Landkreisbehörden, der Polizei, sowie entsprechende Entsorgungsunternehmen. Zudem haben wir heute auch mehrere Automodelle vor Ort und können diese einmal unter die Lupe nehmen“

 

Kamerad Lutz König vom Referat Aus- und Fortbildung informierte zu Beginn der Schulung das diese in einen theoretischen und praktischen Teil gegliedert ist. Nach der Einführung ins Thema durch die Referenten Jakob Groschwitz (FF Rodewisch), Enrico Pech sowie einen Exkurs in den Bereich Rechts- und Umweltfragen durch den Amtsleiter des Amtes für Umwelt Dr. Tobias Pohl. Im Anschluss konnten die zwei Seminargruppen zur Praxis übergehen. Dort standen vier Fahrzeuge verschiedener Hersteller bereit, welche die Teilnehmer unter die Lupe nehmen konnten.

 

Kamerad Benjamin Liebold, aus Lengenfeld konnte vieles wissenswertes über den aktuellen Stand der Fahrzeugentwicklung erläutern. Zudem ging man auf die Sicherheitseinrichtungen und Abschaltmöglichkeiten für die Hochvolteinrichtungen an den verschiedenen Fahrzeugen ein. Schnell war den Seminarteilnehmern klar das man ohne Hilfsmittel, wie Rettungsdatenblätter und Wärmebildkamera oder zumindest Infrarotthermometer, nur schlecht eine Freischaltung der Anlage bzw. notwendige Batteriebewertung durchführen kann.

 

Wichtiges Thema, auch der anschließenden Diskussion, war auch die Verhältnismäßigkeit bei Einsätzen der Feuerwehr mit entsprechenden Fahrzeugen. „Nicht jeder Unfall mit Beteiligung eines E-Fahrzeuges ist gleich ein Großeinsatz“, der gesunde Menschenverstand und ein geordnetes Taktisches vorgehen unter Beachtung des Eigenschutzes sind ach hier schon die halbe Miete. Ebenfalls an der Ausgestaltung des Seminars beteiligt war auch Marco Tischendorf, Technischer Leiter der Umweltservice Lohr GmbH mit einer Niederlassung in Plauen. Das Unternehmen wird häufig von der Integrierten Regionalleitstelle Zwickau gerufen, wenn ein sogenannter Abrollcontainer Hochvolt benötigt wird.

 

In solche Container werden beispielsweise Fahrzeuge mit alternativen Antrieben nach Unfallereignissen verbracht. Dies können dann bei Bedarf mit Wasser geflutet werden um die Gefahr der Batteriereaktion einzudämmen. Nachdem Abtransport auf einen speziellen „Quarantäneplatz“ auf welchem auch die kontaminierten Löschmittel nebst Fahrzeug gelagert und anschließend fachgerecht entsorgt werden können ist der Einsatz für die Feuerwehren meist beendet. 

 

Glücklicherweise blieben die vogtländischen Feuerwehren bisher von Bränden mit Elektrofahrzeugen verschont. Aber auch dieses Thema sowie das Thema E-Bike Pedelec und alternative Energiespeicher, beispielsweise im Haushalt oder an „Schnelladesäulen“ spielt aus Feuerwehrsicht eine nicht zu unterschätzende Rolle, so Daniel Löwenhagen. Leider gibt es hierfür weder in der Landesbauordnung nach anderen Rechtsvorschriften aktuell belastbare Festlegungen berichtete Enrico Pech während seines Vortrages. Er selbst betreut berufsbedingt Unternehmen, welche mit Energiespeichern umgehen und konnte daher aus eigener Erfahrung über entsprechende Einsatzszenarien berichten.

 

Schon während der Diskussion zum Seminar wurde deutlich das die vogtländischen Feuerwehren dem Themengebiet auch in Zukunft eine besondere Bedeutung zumessen werden.

 

Im Ergebnis des Schulungstages ist man sich Einig: Die Erkenntnisse und das erlangte Wissen sowie die Meinungen als Diskussionsgrundlage für die gemeinsame Arbeitsgruppe des Landratsamtes und des Verbandes mitzunehmen.

 

Sowohl die Feuerwehr- und Umweltexperten als auch Vertreter von Abschlepp- und Entsorgungsunternehmen sowie der Polizei und weitere Beteiligte Träger werden in Enger Abstimmung an tragfähigen Lösungen arbeiten. „Das Seminar heute ist als Auftakt eines Prozesses zu sehen“ an dem wir noch einige Zeit intensiv arbeiten werden, so Verbandsvorsitzender Schubert in seinem Resümee.

 

Ein ganz besonderer Dank gilt allen an der Vorbereitung sowie Durchführung, des gelungenen Seminars, beteiligten Personen sowie Unternehmen. Erneut wurde deutlich das ohne die vielen Ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in konstruktiver Verbandsarbeit ein solches Seminar nicht zu Stämmen wäre. Das Seminar wurde finanziell aus Mitteln des Ehrenamtsbudgets des Vogtlandkreises unterstützt auch hierfür unser herzlichster Dank!

 

 

 

Urheberrecht:

Text: Daniel Löwenhagen, Kreisfeuerwehrverband Vogtland e.V. Bilder: Linda Martin – König und Kreisfeuerwehrverband Vogtland e.V.

 

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